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Spiel und Frieden

Mir war bislang nicht klar, dass eine Spielemesse wie am 9.November in Augsburg auch eine deutsche Besonderheit darstellt. Mit diesen Brettspielen bin ich aufgewachsen, wie die meisten aus meiner Familie auf dem Land oder in der Großstadt. In der Ukraine scheint diese Welt noch recht unerforscht zu sein.

So war es recht spannend zu sehen, wie das mit sehr unterschiedlichem Sprachniveau klappt. Mit dabei Masha, Volodimyr und Andreij. Dazu Raluca und ich von der Seebrücke Dachau, mit Freundinnen wie Luisa, Freunden wie Jürgen, Sven, Wolfgang und noch eine kleine ukrainische Familie.

Es war ein toller Tag, wir haben viel voneinander gelernt und die Sprachbrücke ist für alle noch stabiler geworden. Mal sehen, wie oft wir im Winter noch zum Spielen kommen. Das haben wir uns vorgenommen!

Stefan Haas, Sprecher Seebrücke Dachau

Was gibt es schöneres als bei einer Tasse Tee und einem guten Brettspiel neue Freude zu gewinnen? Nicht vieles wirklich. Die Spielemesse in Augsburg ist der ideale Ort um zusammen mit der Seebrücke neue Freundschaften mit den ukrainischen Geflüchteten zu schließen.

Was mir am meisten gefallen hat, wie nah doch immer wieder die Sprachen sich sind. Auf Englisch sagen wir „strange“, auf Rumänisch „straniu“ und auf Ukrainisch „strajnic“. Wir haben Dixit gemeinsam gespielt, dort ging es darum einen Oberbegriff für mehrere Bilder zusammen zu finden. Ich habe sehr schnell gelernt, dass Masha metaphorischer denkt, dafür hat der Papa doch manchmal komplexe Anspielungen auf aktuelle Ereignisse gemacht. Es war spannend zu merken wie viel wir gemeinsam haben und vieles konnte ich nur von der Betonung entnehmen. Wir haben gelacht und gemeinsam Rezepte ausgetauscht, es war einfach ein unvergesslicher Tag. Masha hat jedes Spiel gewonnen, obwohl ich diejenige bin, die seit 6 Jahre Brettspiele spielt. Es war mir eine große Freude dabei zu sein ! Masha hat Splendor, Dixit, Takenoko und Ritual gespielt, ihre Begeisterung war einfach nur wunderschön. Gerne wieder!

Raluca, Mitglied der Seebrücke Dachau

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Kein Mensch ist illegal

Ein Gastbeitrag aus Mühldorf, gesprochen von unserer wunderbaren Mitstreiterin Kristin.

‚Mühldorf ist bunt‘

Ich hoffe wir hören in diesen Zeiten noch viel mehr Leute, die sich engagieren und Mut machen. Herzlichen Dank dafür.

Stefan Haas, im Februar 2024

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Schützt Kinder vor Abschiebung

Für unsere Veranstaltung haben wir den provokanten Titel
Die Kinderabschieber‚ gewählt. Namensgebend ist ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung. Im Juli 2022 war das ein großes Thema in Dachau, es ist weiter ein großes Thema bei der Unterstützung der abgeschobenen Familie Esiovwa. Die Seebrücke Dachau informiert darüber weiter auf dieser Seite.

Nachdem 2023 weitere und ähnliche Fälle von Abschiebungen mit fragwürdigen Begründungen, aber mindestens völlig unverhältnismäßig hart die Schicksale von eigentlich deutschen Kindern und Jugendlichen betreffend, in Bayern passiert sind, folgt eben diese Veranstaltung.

Programmvorschau von Bellevue di Monaco

Update der Programmvorschau aktuell:

“Die Kinderabschieber”


29.Februar 2024 im Bellevue di Monaco (oberer Saal) 19-20:30 Uhr

Die Rufe nach einem “schneller, härter, gemeiner” in der deutschen Abschiebepolitik zeigen Wirkung. Familien werden nachts ohne Vorwarnung von der Polizei aus dem Bett gerissen und teils unter weiteren Zwangsmaßnahmen zum Flughafen gebracht. Schulklassen vermissen vom einen auf den anderen Tag Schüler, auch Abschiebungen aus Ausbildungsstätten sind keine Ausnahme. Durch das im Januar 2024 im Bundestag verabschiedete Rückführungs-Verbesserungs-Gesetz wird sich das brutale Vorgehen der Behörden in Bayern und anderen Bundesländern weiter verschärfen – denn sie erhalten noch weitreichendere Befugnisse, sich im Kontext von Abschiebungen über die Grund- und Menschenrechte Geflüchteter hinwegzusetzen.

Verletzt Deutschland durch diese Behördenpraxis und Gesetzgebung ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen nach der UN-Kinderrechtskonvention, allen voran den Kindeswohlvorrang? Welche Auswirkungen haben die Abschiebungen sowie das permanenten Klima der Angst, das durch die Abschiebungspolitik verbreitet wird, auf die Psyche und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen? Was passiert im Herkunftsland, nachdem die Abschiebung vollzogen wurde? Und was muss sich ändern, damit den “Kinderabschieber*innen” endlich Einhalt geboten wird?

Gemeinsam mit Rex Osa, Refugees4Refugees, Julie Richardson, Dipl.-Psych. und systemische Familientherapeutin, Michael Schrodi, MdB aus Dachau/Fürstenfeldbruck, Gülseren Demirel, MdL Bayern und Sophia Eckert, Rechtsexperin bei terre des hommes, wollen wir – die Seebrücke Dachau, die eine abgeschobene Familie unterstützt – in der Veranstaltung “Die Kinderabschieber” diese Fragen diskutieren, und erörtern, wie Kinder und Jugendliche besser vor Abschiebungen geschützt werden können.

Siehe auch die Ankündigung in den sozialen Medien
Instagram
Facebook

https://www.sueddeutsche.de/kolumne/krieg-mitgenommen-1.6385315


Vorab kann ein Einblick in die Schwerpunkte der Teilnehmer:innen der Diskussionsrunde gegeben werden. Ohne Garantie auf Vollständigkeit.

Julie Richardson
Dipl.-Psychologin und systemische Familientherapeutin
Sie arbeitet mit Kindern und hat das Schicksal der Familie Esiovwa in der Vorgeschichte und an den Tagen um Abschiebung direkt miterlebt. Ihr Kontakt besteht bis heute.
Sie wird aus ihrer beruflichen Sicht und ihren persönlichen Erfahrungen berichten.

Rex Osa
Arbeitet seit langen in seinem Projekt refugees4refugees.

Er schildert die Situation der Menschen nach der Abschiebung. Unsere menschenrechtliche Verantwortung darf nicht am Flughafen enden.

Sophia Eckert
Referentin für Politik und Kommunikation

Sie spricht über die Vereinbarkeit unserer Maßnahmen mit dem Völkerrecht. Dabei lässt sie den Begriff Völkerrechtsverstoß nicht außen vor. „Das Rückführungs-Verbesserungs-Gesetz wird definitiv die Praxis verschärfen“, so ihre Aussage. Sie wird auch diesen Kontext klar ansprechen.

Gülseren Demirel (MdL)
Integrationspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Grüne im Landtag

Michael Schrodi (MdB)
Er hat sich von Beginn an für die Rechte der Familie Esiovwa eingesetzt und unterstützt bis heute die Hilfe, die man ihr zukommen lassen kann.
Als Abgeordneter der SPD aus dem Wahlkreis Dachau/Fürstenfeldbruck kennt er die regionale Abschiebepraxis und hat auch Erfahrungen mit den zuständigen Landräten und ihren Aussagen.

Stefan Haas, im Februar 2024
Mitglied der Seebrücke Dachau e.V.

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Samuel Otto

Am 30.9.2023 fand in Dachau die Kundgebung ‚Heimat ohne Ausgrenzung statt‘. Unter dem Motto ‚Dachau bleibt bunt‘ kam auch Samuel Otto zu uns.

Und er hatte uns einiges zu sagen.


Macht und Manipulation

Video: Pamela und Daniel Burandt


Alternative für Demokratie

Video: Pamela und Daniel Burandt


Stefan Haas, im Oktober 2023

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Heimat ohne Ausgrenzung – Impressionen

Am 30.9.2023 fand in Dachau die Kundgebung ‚Heimat ohne Ausgrenzung statt‘. Hier ein paar Impressionen zum Umzug vor allem mit der Münchner Ruhestörung. Zu sehen ist der Beginn des Demonstrationszuges.

Dann der Taktwechsel in der Bahnhofsstraße:

Auch bei der Kundgebung auf der Ludwig-Thoma-Wiese konnte jeder seine Talente zeigen:

Videos: Pamela und Daniel Burandt


Stefan Haas, im Oktober 2023

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Mia san Mia

Ab und zu auf eine Kundgebung zu gehen, erweitert den eigenen Horizont und klärt manchmal auch Fragen zum eigenen Dasein.
So geht es mir zur Veranstaltung von „Heimat ohne Ausgrenzung“ des Runden Tisch gegen Rassismus Dachau e.V.

Von Norbert Göttler, seines Zeichens Dr. phil. im Fach Wirtschafts- und Sozialgeschichte und bis vor kurzer Zeit namhafter Heimatpfleger unseres Bezirks, höre ich über die Jahre immer wieder. Muss ein guter Mann sein und mit seiner Rede am 30.September auf der Ludwig-Thoma-Wiese in Dachau, bestätigt er das. Mit seiner Erlaubnis hier nun veröffentlicht. Über ihn und über sein Wirken erfährt man insbesondere unter www.norbertgoettler.de


Mia san Mia in Oberbayern?

von Dr. Norbert Göttler

Von der genetischen Grundausstattung her afrikanische Wirtschaftsflüchtlinge, die, unterfüttert mit kleinasiatischen Anteilen, vor rund einer Million Jahren nach Europa kamen.

Später das angereichert durch keltisches Erbgut aus dem Moselgebiet, römisches aus Latien, vor allem aber aus Lydien, Nubien, Persien und anderen entlegenen Provinzen des Reiches.

Sodann germanische Einsprengsel, vor allem durch den namensgebenden Stamm der Boier, die aus dem Gebiet des heutigen Böhmens in das Land vor den Bergen strömten.

Von späteren Gen-Transfers durch schwedische Landsknechte und US-amerikanische GI´s mal ganz zu schweigen!

Und das sollen wir Oberbayern sein?

Die Sprache mithin ein wildes Sammelsurium aus Keltisch, Indogermanisch, Lateinisch, später dann Französisch und Englisch. Auch erhebliche Anteile an Italienisch und Tschechisch, Jiddisch und Romanatsch lassen sich aus dem bairischen Dialekt nicht wegdiskutieren.

Und die Schrift? Eine Mischung aus dem Futark-Alphabet der norddeutschen Germanen und dem gotischen Alphabet, das Bischof Wulfila um das vierte Jahrhundert im Raum des heutigen Bulgariens geschaffen hat.

Aber doch wenigstens der altbayerische Katholizismus? Abgesehen vom Religionsgründer, einem aramäisch sprechenden Semiten unbestimmter Herkunft, auch hier viel Migrantisches.

Schon die Christianisierung erfolgte durch verdächtige Subjekte, wie die französischen, irischen und schottischen Wanderprediger Korbinian, Emmeram, Rupert und Virgil. Die Quellen berichten, dass vor diesen finsteren Gestalten nicht nur die kleinen Bajuwaren-Kinder Reißaus genommen haben.

Später verehrte die Bayern vor allem Heilige wie die Italiener Benedikt, Franziskus und Katharina, den Anatolier (um nicht zu sagen Türken) Nikolaus sowie die spanischen und französischen Theresias aus Avila und Lisieux.

Einheimische Heilige – ziemliche Fehlanzeige! Generationenlang wurden bayerische Kinder nach fremden Vorbildern benannt, andere brachten es zumindest zu Viehpatronen.

Der Franzose Leonhard etwa, oder der Ägypter Antonius, den die Bayern „Sautoni“ nennen. Erstens, weil er für das Wohl der Schweinezucht verantwortlich zeigt, zweitens, um ihn nicht mit dem italienischen Antonius von Padua zu verwechseln. Den brauchen sie nämlich, wenn sie etwas verloren oder verlegt haben.

Verlegen kann man auch werden, wenn man an die steinernen Glaubenszeugen, die Kirchen und Klöster betrachtet.

Schon die Gotik, die ja nicht nur die Hauptkirchen von Regensburg, München und Landshut, sondern auch unzählige bayerische Dorfkirchen ziert, war von Frankreich herübergeweht worden, nein, auch Bayerns Hauptbeitrag zur Architekturgeschichte, das Barock und Rokoko, sind ohne welsche Baumeister und Künstler wie Viscardi und Zuccalli, Cuvilliés und Tiepolo, Lurago und Carlone gar nicht denkbar.

Wäre noch viel zu sagen über Musik und Tanz, wo Polka, Polonaise („die Polnische“) und Mazurka, auch nicht grad an der Isar, sondern eher an der Weichsel entstanden sind, oder über das Essen, das erst durch die Heimatvertriebenen mit Paprika und Gurken, Tomaten und Knoblauch angereichert wurde.

Auf die „Polnischen“, die „Krakauer“ und die „Wiener“ aus der bayerischen Wurschtkuchl können wir jetzt nicht näher eingehen, weil wir uns der Politik zuwenden wollen, nämlich dem Herrscherhaus der Wittelsbacher, die über tausend Jahre unser Land regiert haben.

Schlimm genug, dass schon das erste bayerische Herzogsgeschlecht, die Agilofinger, aus Thüringen stammte.

Auch die frühen Wittelsbacher sprachen praktisch kein Wort Deutsch – geschweige denn Bairisch -, nur Französisch, Spanisch, Holländisch und Flämisch.

Max Emanuel, dem Blauen Kurfürsten, sagte man schon zu Lebzeiten nach, „dass ihm jeder flandrische Heustadel wichtiger sei, als das gesamte Kurfürstentum Bayern“!

Teil zwei der Katastrophe dann das Aussterben der altbayerischen Wittelsbacher, sodass an der Isar fortan Pfälzer regierten und statt Flämisch Pfälzerisch sprachen, was für die Münchner in etwa auf das Gleiche hinauskam.

Auf die Tatsache, dass 1803 das neue Bayern von einem Grafen Montgelas eingeläutet wurde, kommt es jetzt auch schon nicht mehr an…

Letzter Hoffnungsträger bayerischer Stammesphantasien – der FC Bayern. Und in der Tat gebührt ihm der Schlußstein dieser Betrachtung, versucht er sich doch an der Lösung eines bisher ungelösten philosophischen Problems: der Quadratur des Kreises!

Will heißen: Eine unerträgliche Kultivierung des Sepplbayerntums, kombiniert mit einem fast 100%igen Ausländeranteil in der Mannschaft!

Das Ganze angeführt von einem Ostfriesen (Jan-Christian Dreesen), einem Westfalen (Karl-Heinz Rummenigge) und einem vorbestraften Schwaben aus Ulm!

Aber Hauptsach´: Mia san Mia!


Ich habe mich immer gefragt, warum ich so wenig mit Lederhosen, sogenannter Tracht usw. nicht anfreunden kann. Hätte ja sein können, dass meine genetische Abstammung, die zur Hälfte aus der oberschlesischen Gegend um Ratibor stammen, darauf Einfluss hätten. Aber das ist freilich Blödsinn, wie ich an meinen Verwandten feststellen kann. Den Ausdruck ‚Sepplbayerntum‘ finde ich etwas zu hart, aber es ist schon etwas, was ich nicht mit meinem Begriff von Heimat in Einklang kann. Heimat legt man sich nicht durch Äußerlichkeiten an, werden auch nicht durch Äußerlichkeiten bestimmt, sondern ist bestimmt durch ein Gefühl das über das Herz geht und mit dem Herzen verstanden wird.

Stefan Haas
als Mitglied der Seebrücke Dachau e.V. im Oktober 2023

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Fußball Integrationscup 2023

In den frühen Morgenstunden am S-Bahnhof Bachern findet eine nicht alltägliche Übergabe statt. Michaela gibt mir einen Karton mit Fußballschuhen für das Seebrücke Team. Ein kurzes Hallo und die Tür schließt sich wieder. Es ist der Tag des letzten Trainings und wir haben endlich alles Nötige für das Turnier zusammen. Auch die Trikots sind rechtzeitig geliefert worden.

Die Anmeldeformulare nerven, fast alle der Ukrainer im Team sind noch nicht volljährig. Die Eltern müssen unterschreiben, oder die große Schwester. Nach dem Training bin ich angeschlagen, körperlich wie mental. Eigentlich macht es großen Spaß Fußball zu spielen, aber an dem Tag spüre ich meine Grenzen.

Tag des Turniers. Er beginnt mit einer Nachricht von Momin aus Odelzhausen. ‚Ist das Turnier heute?‘. Etwas später, ich bin mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Sportgelände des ASV Dachau, ruft er mich an. Er ist schon vor Ort und wo ich denn bleibe. Pünktlich um 8:30 Uhr bin auch da, das Turnier wurde auf den Kunstrasenplatz verlegt, soweit ist das aber kein Umstand. Die Organisation läuft, ich treffe auf Michaela. Und auf Teile meines Teams. Wo sind Daniil, Josef und Dmitri? Martin ist derweil eingetroffen und lässt sich mit der Prominenz fotografieren. Die Seebrücke ist auch offiziell vertreten. So warten wir etwa eine halbe Stunde, irgendwie regelt sich alles. Die vermissten Jungs treffen ein, alle haben ihr Formular ausgefüllt und endlich bekomme ich auch die Gutscheine für Wasser und Brot. Zum Gruppenfoto reicht es, wenn auch noch nicht alle ihr Trikot übergestreift haben. Ich schicke Masha und Zahar vor.


Langsam wird es ernst. Bis auf das Team vom KJR treten alle an. Anstatt in meiner Sportkleidung stehe ich mit Regenjacke und australischem Hut da, die Jungen sollen spielen und ich bin einfach nicht in Form. Vom Spielfeldrand habe ich die bessere Übersicht. Auf dem Feld stehen fünf Spieler und ein Torwart. Erste Aufstellung, erstes Spiel, höchste Niederlage dieses Tages. Das mit dem Auswechseln ist einfacher als gedacht, aber wir haben das nie geübt. Fast jede Auswechslung führt zu einem Gegentor. Die gegnerischen Mannschaften rotieren dagegen gekonnt. Es läuft nicht.

Eine gute Aufstellung ist gefragt

In der Zeit zum nächsten Spiel kommt Omid auf mich zu. Ihn hatte ich als Spieler für das KJR-Team am Tag zuvor eingeladen. Nun kann ich ihn für mein Team anwerben. Fußballschuhe hat er sich wohl spontan von seinen Freunden aus Gröbenried besorgt. Mit ihm sind wir im zweiten Spiel schon besser, er kann es noch, er läuft viel, kein Debakel. Aber Martin meint, unser Volodymyr im Tor könnte besser sein.

Auch Zahar steht für ein Spiel im Tor
Auch Zahar steht für ein Spiel im Tor. Im Hintergrund Hamidi im roten Dress. Unser Volleyball-Kumpel spielt für Odelzhausen.

Der Kumpel von Daniil meldet sich, er war einfach als Zuschauer gekommen. Er will im Tor stehen. Trikot habe ich noch, Anmeldeformular auch, die Schuhe bekommt er vier Nummern zu groß von Volodymyr. Er ist froh diesen Job los zu sein. Und es funktioniert. Im legendären Spiel mit rosa Laibchen führen wir durch ein glückliches Tor. Und halten das Ergebnis, zumindest das Unentschieden. Doch wieder missglückt das Auswechseln, gerade weil die rosa Laibchen eine Notlösung waren. Wir verlieren wieder, aber legen an Hoffnung zu.

Schwarz gegen Schwarz geht nicht. Das Orga-Team leiht uns die rosafarbenen Laibchen
Auch junge Fußballerinnen beherrschen die Selbstdarstellung 🙂

Unter besseren Bedingungen hätten wir das Spiel gewonnen. Masha und Zachar sind gut gelaunt, lachen und strahlen. Nur Daniil zieht sich mit enttäuschter Mine zurück. Er findet seine Stürmerrolle nicht, verliert Bälle, kann seine Schnelligkeit und seine Torgefährlichkeit nicht ausspielen. Er ist erst wenige Monate in Deutschland, ich brauche Hilfe um mit ihm zu reden. Wir bekommen das hin, in den restlichen Spielen hat er ein paar Szenen in denen er steil in den Raum geht und zu Torchancen kommt.

Danii, auf geht’s!

Am Nachmittag schaut auch Hubert vorbei, er bringt noch moralische Unterstützung mit. Jeder, der uns unterstützen kann ist höchst willkommen.

Wir haben nun Spiele gegen starke Mannschaften, ganz bewusst lasse ich die Kleinsten, Vanya und Dmitri, von Anfang an spielen. Omid und Momin stehen mit mir außerhalb des Spielfeldes. Ruslan bewährt sich im Tor, unsere ganz jungen Spieler sind schnell und beherzt. Aber gegen die beiden Indersdorfer Mannschaften reicht es nicht, um die Spiele spannend zu halten.

Mit Ruslan und Omid zu neuen Möglichkeiten


Vorletztes Spiel. Unser Gegner hat bisher nur einen Punkt. Ist das unsere Chance. Josef, unser einziger Profi, führt die Mannschaft ins Gefecht. Masha spielt von Anfang an. In dem Spiel wird auch nicht gewechselt. Endlich bin ich in meinem Element, ich rufe, schreie, dirigiere, lobe und hadere. Wir spielen gut, sind gleichwertig, das Team kombiniert auch. Momin rennt seine Seite rauf und runter. Masha und Omid gewinnen Zweikämpfe. Ruslan lässt im Tor nichts anbrennen. Josef rackert im Mittelfeld in Daniil lauert auf Chancen, geht keinem Zweikampf aus dem Weg. Es ist spannend bis zum Schluss. Es fällt kein Tor. Diesmal haben wir Erfolg, wenn gleich kein richtiger Sieg.

Gute Laune ist wichtig

Aber das Team wächst zusammen. Und wer außer uns kann während des Turniers gleich zwei neue Leute gewinnen und integrieren? Und beinahe machen wir noch den Transfer von Volodymyr zum Team von Peter Barth aus Hebertshausen perfekt. Dessen Spieler müssen zur Arbeit.

Das Team vor Beginn des Turniers

Dass wir das letzte Spiel verlieren, mit einigen Gegentoren, das trifft uns nicht. Neugierig schauen wir auf die Halbfinal-Spiele und dann zum Finale Kroatien gegen Senegal drücke ich der Mannschaft von Mansor die Daumen. Er hat sein Team als Trainer engagiert und professionell ins Finale geführt. Man merkt ihm die Spannung an. Masha sagt ‚Senegal gewinnt‘. Und damit greift sie schon ins Schicksal ein. Mansor lächelt ob des unerwarteten Zuspruchs der jungen Ukrainerin. Die ganze Zeit bleiben wir hinter dem Tor der senegalesischen Mannschaft. Sie erzielen das Führungstor. Doch die Kroaten geben nicht auf, selbst als einer der ihren die Rote Karte bekommt. Das Spiel will nicht zu Ende gehen, noch stehen die Senegalesen hinten sicher. Doch kurz vor dem Ende können sie eine Großchance nicht abwehren. Der Schuss des kroatischen Spielers geht an die Latte. Aber Masha behält Recht, am Ende jubelt das Team von Mansor.

Sie bekommen den Pokal, und auch alle anderen bekommen eine Medaille und eine Urkunde. Und der Abend strebt einem weiteren Höhepunkt entgegen. Nämlich der Übergabe der Pizza in der Sportgaststätte des ASV. Nicht alle Teams treten hier nochmal an. Ich hatte gehört, dass wohl 50 Bleche mit Pizza gesponsert sind. In der ersten Welle halten wir uns noch zurück, doch dann übermannt die Ersten der Hunger und besetzen die Plätze in der Schlange am Buffet. Geschickt gebe ich ihnen Deckung, bekomme selbst noch zwei Stück Pizza ab. Dafür gebe ich gerne eine Runde Spezi aus. Nun kommt man auch ins Reden, Zahar hat echtes Sprachtalent. Obwohl er erst fünf Monate hier ist, klappt die Verständigung gut. Er übersetzt für die beiden 17-Jährigen, die noch weniger lange hier sind. Sie haben andere Sorgen als die ukrainischen Jugendlichen, die ich seit April 2022 kenne. Wenn sie zurück in die Heimat gehen, können sie für den Krieg gemustert werden. Es sind diese Momente, in denen man sich bewusst wird, was wichtig ist. Warum man sich im Rahmen der Seebrücke engagiert. Und in denen man auch sauer auf die Deutschen ist, die immer nur klagen und sich überfordert sehen.

Wenn er groß ist, spielt er alle aus

Masha sagt, dass es ein toller Tag war und sie sehr froh darüber ist. Dmitri steht ab und zu auf und hofft seinen leeren Teller doch noch mal füllen zu dürfen. Und sein Instinkt trügt ihn nicht. Zwanzig Minuten später gibt es eine letzte Blechrunde, diesmal sind auch Pilze auf der Pizza. Und die Jungs und Masha haben immer noch Hunger, zwingen mich geradezu bei ihnen mitzumachen … Und nochmal rührt mich etwas an. Dmitri packt zwei große Stücke für seinen Bruder zuhause ein. Dmitri ist zwölf und ich bin stolz auf ihn.

Ich bin gestärkt, körperlich wie mental.

Stefan Haas, Ende September 2023

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Mut zur Menschlichkeit: Kundgebung am 6. Mai 2023 in Dachau


Viele Menschen in Europa helfen aktuell in schwere Not geratenen Geflüchteten. Und auch in diesem Jahr wird der Angriffskrieg gegen die Ukraine uns noch viel abverlangen. 

Es gibt Stimmen, die sagen, wir können diese Hilfe nicht fortsetzen. Dem widersprechen wir entschieden.

Wir wollen weiter Wege gehen, die Menschen eine echte Zuflucht vor Krieg und Gewalt bieten. Wir bestehen darauf, dass dabei Herkunft, Aussehen oder Religion keine Rolle spielen dürfen. Das können wir am besten, wenn die Gesellschaft an einem Strang zieht. Politik in Bund und Kommune muss noch mehr leisten, aber auch die bayerische Landesregierung muss einen sichtbaren Beitrag erbringen.

Unsere Forderungen sind klar. Kommt zu unserer Kundgebung und setzt ein starkes Zeichen für Menschlichkeit.

Seebrücke Dachau e.V.

WIR FORDERN

  • Menschen menschlich begegnen!
  • Finanzielle Zusagen von Bund und Land jetzt für:
    Tragende Integrationskonzepte in den Gemeinden
    Mehr hauptamtliche Stellen vor Ort und bei den Menschen
    Mehr Wohnraum für alle erschließen und vermitteln
    Bedarf an Sprachkursen erfüllen
  • Entbürokratisierung:
    Pragmatische und respektvolle Entscheidungen in Ausländerämtern
  • Sofortmaßnahmen:
    Aussetzung der Wohnsitzauflage
    Arbeitserlaubnisse für alle Geflüchteten

    Vereinfachte Anerkennung ausländischer Abschlüsse
    Sonderregelungen für Instandsetzung und Bau von Wohnraum


Mut zur Menschlichkeit“ wird unterstützt durch

  • unserVeto – Bayern. Verband der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer*innen
  • Münchner Flüchtlingsrat e.V. 
  • Runder Tisch gegen Rassismus Dachau e.V.

  • Arbeitskreis Asyl Dachau
  • Asyl-Helferkreis Indersdorf
  • Asylhelferkreis Maisach
  • Asylhelferkreis Bergkirchen-Gröbenried
  • Helferkreis Asyl und Integration der Gemeinde Berg am Starnberger See
  • Helferkreis Karlsfeld

  • KV Grüne Dachau
  • KV Grüne Fürstenfeldbruck
  • OV Grüne Indersdorf-Weichs
  • OV Grüne Dachau
  • OV Grüne Bergkirchen
  • Hans Sautmann, Kreisrat Fürstenfeldbruck / Referent für Integration und Migration
  • Christian Huber, Kreisrat, Integrationsreferent Germering
  • Peter Heller, Kreisrat Dachau
  • Beate Walter-Rosenheimer, MdB



Wer mit dabei sein will, bitte melden bei Stefan Haas, Seebrücke Dachau:
s.haas.helferkreis.bgk@gmx.de


Unsere Forderungen sind übernommen von unserVeto:

http://unserveto-bayern.de/documents/Veranstaltungen/2023_03_04_Stellungnahme.pdf



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Einladung zum Kinofilm „MY WAY – The Story of Hussain Hussaini“ am 29.04.2023

Die Seebrücke Dachau lädt herzlich zur Vorführung des Dokumentarfilms MY WAY – The Story of Hussain Hussaini ein.

  • Samstag, 29. April 2023
  • Beginn: 19:00 Uhr
  • Aula der Mittelschule Markt Indersdorf (Wittelsbacherring 15)
  • Eintritt frei

Organisiert wird die Vorführung von Hubertus Schulz, Mitglied der Seebrücke Dachau und des Indersdorfer Helferkreises. Er möchte aufgrund der aktuellen Entwicklungen einer breiteren Öffentlichkeit ein besseres Verständnis für die Situation von Flüchtlingen näherbringen:

„Mich selbst hat eine Filmvorführung des ursprünglich für das Kino gedachten Dokumentarfilmes sehr beeindruckt. Der Film heißt MY WAY, produziert von Jakob Gatzka, der im Landkreis Dachau (Weichs) wohnt. Diese prämierte Langzeitdokumentation spielt zum Teil auch in unserem Landkreis und die Hauptperson Hussain Hussaini arbeitet als Krankenpfleger im Kreiskrankenhaus. Es werden an Originalplätzen die Flucht und die Erlebnisse des Flüchtlings nachgestellt, sowie die Befragung im Dachauer Ausländeramt. Außerdem werden einige bekannte Politiker interviewt.“

Regisseur Jakob Gatzka wird bei Vorführung dabei sein und im Anschluss an die Vorführung ein Gespräch mit Seebrücke-Sprecher Dr. Martin Modlinger führen, sowie dem Publikum für Fragen zur Verfügung zu stehen.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Inhaltsangabe zum Film

MY WAY erzählt die Reise des jungen Hussain von Afghanistan bis nach Deutschland und sein Leben in Deutschland. Gedreht wurde in fünf Ländern: Afghanistan, Iran, Griechenland, Türkei, Deutschland und dazu zahlreiche Interviews geführt, um auch die gesellschaftliche Diskussion in Deutschland zu beleuchten, u.a. mit Claudia Roth, Heinrich Bedford-Strohm, Joachim Herrmann, Natalie Amiri, Gerald Knaus, Claus-Peter Reisch und vielen anderen mehr.

MY WAY ist ein Film über die verheerende Situation in Afghanistan, über Flucht und gelungene Integration. Ausgehend von der Ankunft am Münchner Hauptbahnhof im Sommer 2015 erzählt der Film vom Leid Geflüchteter, sendet aber zugleich ein optimistisches Signal, dass Flucht gut zu Ende gehen, eine neue Heimat gefunden werden und Integration gelingen kann, auch wenn Wunden bleiben.

MY WAY handelt von Fremdenhass und Willkommenskultur, von einer zerrissenen Gesellschaft und großem ehrenamtlichem Engagement. Nicht zuletzt gibt MY WAY zum 70. Geburtstag der Genfer Flüchtlingskonvention eine Anmutung, wie Fragen der Migration in Anbetracht von über 80 Millionen Flüchtlingen weltweit in der Zukunft angegangen und beantwortet werden könnten und ist dieser Tage aktueller, denn je.

www.mywaymovie.de

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Wenn das Leben immer weniger wird

Es ist kurz vor Weihnachten als ich einen Anruf bekomme. Eine Frau meldet sich, es ist Anne, mittlerweile kenne ich sie auch persönlich. Sie macht sich große Sorgen um einen jungen Geflüchteten, den sie psychotherapeutisch betreut. Mit der Zeit lernt sie ihn besser kennen, versteht, dass er sich seit Jahren komplett zurück zieht und keine Freude hat.

Ende 2020 wird er von Schwabhausen nach Gröbenried verlegt. Das ist die Zeit, als die Pandemie noch ohne die Möglichkeit der Impfung grassiert. Im Helferkreis sind uns alle Hände gebunden, niemand von uns kann ihm und anderen zu dieser Zeit auch nur Hallo sagen. Im Rückblick wissen wir, dass die Caritas zeitweise guten Kontakt mit Chimamkpa, so heißt er, hat.

In seiner Heimat ist seine Familie vor knapp 10 Jahren in eine traumatische Gewalttat verwickelt, seine nächsten Verwandten werden ermordet. Verletzt entkommt er, mit gerade mal 20 Jahren. Er schaut heute nicht viel älter aus. Als Außenstehender sieht man ihm nichts von seinen inneren Verletzungen an, außer eben der verkrüppelten Hand. Aber er ist sehr krank, braucht Medikamente, um über seine Krisen zu kommen. Vor der Verhandlung am Amtsgericht Dachau sehe ich ihn zum ersten Mal bewusst. Bei der Eingangskontrolle wird er penibel durchsucht. Aber das macht man mit mir auch.

Diese Verhandlung ist der Grund warum Anne mich um Hilfe bittet, es droht ihm Gefängnis. Chimamkpa ist Analphabet, kann gerade etwas Englisch und um was es geht, wissen wir halbwegs nur aus den Schreiben von den Behörden. Er lebt in seiner eigenen Welt, überfordert von dem was ihm vor langer Zeit passiert ist, überfordert von den Mitbewohnern, die auch mal laut sind. Die meisten suchen sich Hilfe, fallen auf, wenn sie etwas nicht verstehen und mit etwas Glück können wir vom Helferkreis manche Dinge in normale, behördengerechte Bahnen lenken. Bei Chimamkpa ist das anders, er möchte niemanden zur Last fallen, hat auch gearbeitet, war dort zumindest angenommen. Seit einigen Jahren wird ihm die Arbeitserlaubnis nicht mehr gegeben. Er hat keinen Pass und bekommt 2021 deswegen eine Strafe. Mit einer zu hohen Anzahl an Tagessätzen ist man in Deutschland ein Straftäter. Man bestraft ihn schwer, weil er sich nicht um einen Pass bemüht. Man macht ihm klar, dass er dies alles könne, wenn er nur wolle.

Aber so klar ist es dann eben doch nicht. Urteil und Unterlagen hat man ihm vermutlich mündlich übersetzt, er unterschreibt immer, dass er alles verstanden hat, wenn man ihn dazu auffordert. So genau will es niemand wissen, ob das alles stimmig ist. Der Kontakt zur Caritas ist zu der Zeit schwieriger geworden, die Zuständigkeiten sind plötzlich andere, die Botschaft seines Herkunftslandes in Berlin sucht er vergeblich auf. Er verdrängt in Folge einfach, welche Schwierigkeiten er hat, abgesehen von denen, die ihn schon so lange traumatisieren. Es klappt schon noch, dass er in die Praxis von Anne vermittelt wird. Ihr vertraut er und sie engagiert sich über ihre Arbeit hinaus für ihn. Sichtet seine Unterlagen, bekommt das Geld für einen Anwalt zusammen. Hier springt der Pfarrverband Bergkirchen-Schwabhausen ein, Chimamkpa ist Katholik und man kennt ihn noch. Martin beantragt beim Landratsamt Akteneinsicht, so bekommen wir langsam einen Überblick. In den Tagen vor der Verhandlung bessert sich auch der Kontakt zur Anwaltskanzlei, Anne kann alle medizinischen Gutachten nachvollziehbar zusammen schreiben.

Vor allem schafft sie es, dass die Verhandlung am 7. Februar 2023 vor dem Amtsgericht Dachau keine Katastrophe wird. Der Straftatbestand der Passlosigkeit kann freilich nicht ausgeräumt werden. Aber der Richter erkennt, welche Umstände ihn in diese Situation gebracht haben. Eine Bewährungsstrafe mit 60 Stunden Sozialarbeit ist nahezu ein gutes Urteil, vor allem weil die Berichte der Psychotherapeutin zur Kenntnis genommen werden.

Den Pass zu beantragen und zu bekommen, wird er mit Annes Hilfe schaffen. Es gibt auch Hilfe von erfahrenen Helfern aus Dachau. Ob Deutschland ihm ein Recht gewähren wird, hier zu bleiben, eine Chance gibt, ist unwahrscheinlich. Aber es ist nicht komplett hoffnungslos. Nach der Verhandlung trinken wir noch zusammen Kaffee, reden auch über normale Dinge. Er ist wirklich ein freundlicher Kerl. Sehr unsicher, aber er merkt noch, wenn man ihm nichts Böses will. Noch findet sich ein Lächeln in seinem Gesicht.

Ich hoffe, dass die wenigen Dinge, die wir für ihn tun können, ihm etwas Mut machen. Bei der Caritas hat er wieder eine Ansprechpartnerin, die ihn versteht und der er vertraut. Über sie hat er die Möglichkeit wieder einen Alphabetisierungskurs zu belegen und er geht nach ersten Rückmeldungen auch hin. Eine Operation könnte ihm die Funktion seiner Hand wieder herstellen. Mit etwas Glück kommt Chimamkpa wieder auf einen Weg in ein normales Leben.

Was mir Sorge macht ist, dass Recht und Ordnung alleine nicht ausreichen. Wenn die Lebensfreude in den Menschen erlischt, dann haben wir wieder versagt.

Gleichgültigkeit ist unser größtes Problem.


Stefan Haas,
Koordination Asylhilfe Bergkirchen